Indisches Exil und das Leben im Westen

Nach der Unterdrückung des Tibetischen Volksaufstandes durch chinesische Truppen am 10. März 1959 gelang es Rinpoche, gemäß dem Plan seiner Ratgeber vom Kloster Drepung aus nach Sangphu in Süd-Tibet zu flüchten. Von dort aus ging er zur tibetisch-indischen Grenze, wo er S.H. den 14. Dalai Lama antraf. Seine Heiligkeit bat Rinpoche, ihn ins indische Exil zu begleiten.

 

Rinpoche beendete seine Buddhistischen Studien in Dharamsala in Nordindien. Er erhielt den Geshe-Abschluß, ein akademischer Titel, der im Westen einem Doktor phil. entspricht [Foto der Urkunde]. Von 1964 bis 1966 lebte er in New Delhi, wo er das dortige Tibethaus, ein international anerkanntes Institut für die Erhaltung und Unterstützung der tibetischen und buddhistischen Kultur, leitete. Zu dieser Zeit erhielt er eine Einladung von der Universität Bonn, am dortigen Zentral-Asiatischen Seminar in der Forschung zu arbeiten. Er nahm die Einladung an.

SHDL im Zentralasieninstitut der Uni Bonn

Besuch des Dalai Lama im Zentralasieninstitut der Uni Bonn.

Sein Hauptinteresse gilt tibetisch-buddhistischen Symbolen, der Ikonographie und der tibetischen religiösen Kunst. Er gab Seminare und unterstützte Studenten und Kollegen in ihrer akademischen Forschungsarbeit. Er arbeitete dort bis zu seiner Pensionierung 2004. Aus seiner Forschungsarbeit entstanden mehrere Bücher. Seine Publikationen beinhalten unter anderem akademische Abhandlungen über tibetisch-buddhistische Kunst, Ikonographie und Symbolkunde, Übersetzungen von buddhistischen Texten vom Tibetischen ins Deutsche sowie Erklärungen für westliche Buddhisten auf Deutsch und Englisch. Eine Liste der Veröffentlichungen seiner Arbeit kann hier heruntergeladen werden.

SHDL im Bonner Rathaus

S.H. Dalai Lama beim Treffen mit Tibetern im Bonner Rathaus

Bevor Rinpoche nach Deutschland ging, gab er seine Mönchsgelübde zurück. Das war keine einfache Entscheidung. Er stellte es sich aber eher schwierig vor, in der westlichen Welt ohne eine klösterliche Umgebung als Mönch zu leben. Das bedeutete natürlich große Veränderungen in seiner Lebensweise. Er wurde zu einem normalen Angestellten, der ein „befreites“ Leben führte und lernte alle möglichen alltägliche Aufgaben, die ihm als ehemaligem Mönch unbekannt waren. Er lernte einen Haushalt zu führen mit Aufgaben wie Einkaufen, Kochen, Putzen, den Müll beseitigen und Auto fahren usw. Besonderes Interesse entwickelte er am Nähen und der Tischlerei. 1969 heiratete Rinpoche Norden Pemba, mit der er zwei erwachsene Kinder hat. Seine Frau sagt über ihn: „Braucht ihn jemand als Lehrer, so lehrt er. Möchte man, daß er als Koch oder Fahrer hilft, so tut er das bereitwillig.“